Fallbeispiel
Ein Beitrag von  Tierärztliche Praxis für Kleintiere Scharnhorst GmbH auf VetStage

Fallbericht: Lithophagie - Wenn Schildkröten Steine fressen. 

erstellt am 26. Januar 2023

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Warum Schildkröten Steine fressen? Eine interessante Frage, denn die Lithophagie bei Reptilien - d.h. das aktive Aufnehmen und Fressen von Steinen - ist häufig die Ursache von Obstipationen. Auch wenn Obstipationen bei allen Reptilienspezies auftreten können, gehören Europäische Landschildkröten mit zu denen, die besonders oft betroffen sind. 

Anamnese 

In diesem konkreten Fall wurde uns eine Griechische Landschildkröte vorgestellt, die vorberichtlich 17 Steine (Aquarienkies, weiß, mittlere Größe) gefressen hatte. Die Schildkröte wurde bis zuletzt zusammen mit einer weiteren Schildkröte in einem Terrarium gehalten. Nach dem Umsetzen in ein Außengehege wurden die Steine innerhalb einer Viertelstunde aufgenommen. 

Beide Schildkröten wurden von einem Züchter erworben und sind ca. ein Jahr alt. Laut Angaben des Besitzers steht den Schildkröten Sepiaschale ad libitum zur Verfügung. Rohfaserreiches Futter wird in Form von Heu angeboten. Eine geeignete UV-Lampe ist vorhanden. Als Einstreu für das Terrarium wurde Schildkrötenerde verwendet.  

Wie kann dies passieren? 

Nicht selten finden sich auf Röntgenaufnahmen einzelne röntgendichte Fremdkörper (Steinchen, Sand) im Magen-Darm-Trakt von Schildkröten, denn anhaftende Steine und Bodengrund können zufälligerweise mit dem Futter aufgenommen werden. 

Davon abzugrenzen ist jedoch die aktive Aufnahme großer Mengen an steinigen Substraten, die sich im Magen-Darm-Trakt, besonders im Bereich des Dickdarms, anschoppen. Neben der Aufnahme von Steinen werden auch viele andere Gegenstände in der Umgebung gefressen, die teilweise symptomlos wieder ausgeschieden werden, teilweise aber auch obstipieren und zu ernsthaften, lebensbedrohlichen Zuständen führen können. 

Gründe können folgende sein:

Fütterungs- und Haltungsfehler: Bedingt durch ein Kalziumdefizit im Futter, ein schlechtes Kalzium-Phosphor-Verhältnis, einen Vitamin-D-Mangel, aber auch durch eine unzureichende Versorgung mit UV-Licht, kann ein sekundärer Hyperparathyreoidismus entstehen. Die Folge all dieser Defizite ist ein Abfall des Kalziumspiegels im Blut. Reptilien neigen bei Mineralstoffmangel dazu, Steine oder Sand aufzunehmen, um diesen auszugleichen.

Infektionen: Ein sekundärer Hyperparathyreoidismus kann auch in einer unzureichenden Resorption von Kalzium oder Vitamin D aus dem Darm, beispielsweise infolge einer Dysbakteriose oder einer Endoparasitose, begründet sein. Eine Lithophagie kann daher auch im Rahmen von Infektionen oder Parasitosen auftreten

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