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Ein Beitrag von  Tierärztin Marie mit VetStage im Interview ,  AniCura Tierärztliches Zentrum Bielefeld auf VetStage

“Ich bin bewusst von der Praxis in die Klinik gewechselt”- Interview mit Marie

erstellt am 5. März 2023

Hinweis: VetStage ist nicht für den Inhalt verantwortlich. Bitte wende dich bei Rückfragen direkt an den Verfasser.

Marie arbeitet seit 4 Jahren in der Tierklinik Bielefeld und ist aus der Praxis mit Rufbereitschaften bewusst in eine Klinik mit Notdienst gewechselt. Zudem kümmert sie sich um die Schichtplanung, was tatsächlich eine ganz schöne Herausforderung ist mit über 90 Mitarbeitenden. Wie sie ihrer Rolle gerecht wird und warum sie ihre Arbeit in der Tierklinik Bielefeld nicht missen möchte, erfahrt ihr in diesem Interview:

Marie, was motiviert Dich als Tierärztin, dass Du jeden Morgen aufstehst und in der Tierklinik Bielefeld arbeitest?

Obwohl es natürlich ein anstrengender Job ist, gibt die Tiermedizin einem dennoch sehr, sehr viel. Gerade aktuell, da wir die einzigen sind, die nachts erreichbar sind und Menschen mit ihren kranken Tieren teilweise bis zu 200 km zu uns fahren, erfahren wir auch viel Dankbarkeit. Zum Beispiel: "Es ist toll, dass ihr erreichbar seid und vielen Dank, dass wir zu euch kommen dürfen." Und das ist ja schon auch sehr schön. Immerhin war diese Entscheidung, den Notdienst aufrecht zu erhalten, für uns mit viel Arbeit verbunden und während der Umstrukturierung waren wir nur sehr eng besetzt. Es ist ein gutes Gefühl, wenn die Menschen die Arbeit, die wir leisten, wertschätzen. Erst zuletzt hatte ich noch Kund:innen, die aus Münster 2 Stunden mit dem Taxi für 400 € hergekommen sind. Und die waren einfach wahnsinnig glücklich, dass sie überhaupt jemanden erreichen konnten.  

Wie ist es für Dich, dennoch im Notdienst beteiligt zu sein, wenn Du Dich eigentlich spezialisieren möchtest? Immerhin wirst Du hier ja auch mit sehr diversen, herausfordernden Fällen konfrontiert. 

Nach mittlerweile vier Jahren funktioniert das sehr gut, da ich auch viel in der Inneren Medizin arbeite. Allerdings muss man sagen, dass wir nicht in jedem Nachtdienst die "richtigen" Notfälle haben, die eine hochgradige und intensivmedizinische Betreuung erfordern. Oftmals handelt es sich um Standardfälle wie Durchfall, Erbrechen und Ähnliches. Wenn jedoch beispielsweise ein Fall von Magendrehung auftritt, steht uns hierfür ein chirurgischer Hintergrund zur Verfügung, einschließlich einer Anästhesieschwester, die die Narkose überwacht. Als Internisten sind wir zuvor für die Stabilisierung, Diagnostik und präoperative Vorbereitung zuständig.

Was macht Dir Spaß am Notdienst?

Der Notdienst macht mir besonders Spaß, da es immer so spannend ist. Im normalen Klinikbetrieb kann ich beispielsweise Termine schon zwei Tage im Voraus im Kalender sehen und mich darauf vorbereiten. Im Notdienst jedoch wird es immer aufregend sein: von Geburten über Magendrehungen bis hin zu Autounfällen gibt es immer etwas zu tun und selbst nach vier Jahren finde ich immer wieder Fälle, bei denen ich etwas Neues lernen kann. Was meine eigene Entwicklung betrifft, habe ich im Notdienst am meisten gelernt. Das stärkt das Selbstbewusstsein.

Was war für Dich der Beweggrund, von der Praxis in die Klinik zu wechseln? 

Leider erreichte meine Lernkurve im Notdienst relativ schnell ein Plateau und ich wollte mehr lernen: am besten alles von A bis Z. Das ist das Tolle an der Klinik: Hier kann man alles lernen und alle Fälle begleiten. Was die Diagnostik betrifft, ist von CT und MRT bis hin zu Blutausstrichen alles möglich, was das Lernen sehr erleichtert.

Deshalb habe ich mich auch für die Zusatzbezeichnung Augenheilkunde entschieden, da mich dieses Thema schon immer am meisten interessiert hat. Ich habe in Belgien studiert und dort auch meine Masterarbeit zu diesem Thema geschrieben. Darüber hinaus komme ich auch sehr gut mit der Oberärztin der Augenheilkunde hier aus, die mir die Freude an dem Thema vermittelt und mich mit ihrer Begeisterung angesteckt hat. Im Grunde genommen ist sie meine Mentorin, was sehr schön ist, da wir uns so gut verstehen.

Im Allgemeinen spiegelt das den Teamzusammenhalt hier in Bielefeld sehr gut wider: Wir harmonieren nicht nur beruflich, sondern auch privat sehr gut miteinander und fahren teilweise sogar gemeinsam in den Urlaub.

Was war bisher Dein krassester Fall im Notdienst?

Vor einigen Wochen hatte ich einen sehr bewegenden Fall. Es handelte sich um einen jungen Cane Corso, der seit über einer Stunde einen Knochen in der Luftröhre hatte, als er zu uns gebracht wurde. Er hatte blaue Schleimhäute, Atemnot und lag auf der Seite. Wir konnten den Knochen zunächst nicht entfernen, da er bei jedem Atemzug ein kleines Stück weiter in die Luftröhre rutschte und wir ihn endoskopisch nicht greifen konnten. Es dauerte sehr lange und war sehr intensiv. Wir haben geschwitzt und ich habe noch einige Tage danach darüber nachgedacht. Aber zum Glück hat der Hund es geschafft.

Hast Du auch eine größte Herausforderung, die Dir bis jetzt begegnet ist? 

Für mich stellt die Kommunikation mit den Tierbesitzer:innen die größte Herausforderung dar. Am Anfang ist mir der richtige Umgang mit Kund:innen schwer gefallen, gerade wenn Emotionen eine große Rolle spielen und die Kunden deshalb auch mal wütend oder empört reagieren. Wenn sie geschockt sind und hier mit einem halbtoten Tier ankommen - ist es manchmal herausfordernd, in diesem Moment richtig mit ihnen zu kommunizieren. Leider kommt es auch vor, dass uns mit rechtlichen Schritten gedroht wird, weil die  Tierbesitzer:innen einfach völlig emotional überfordert sind. Die Suppe wird dann aber ja bekanntlich doch nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht wurde. Solch

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