Fallbeispiel
Ein Beitrag von  Katja Görtz. Leitung des Zentrum für Kleintiermedizin; Fachtierärztin für Chirurgie,  Zentrum für Kleintiermedizin München auf VetStage

Umfangsvermehrung am Radius: Es muss nicht immer ein Osteosarkom sein

erstellt am 19. Juli 2023

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Eine knöcherne Umfangsvermehrung am distalen Radius löst in der Regel sofort den Gedanken an ein Osteosarkom aus - schließlich handelt es sich um den häufigsten Knochentumor. Doch was passiert, wenn die Diagnose nicht das erwartete Osteosarkom bestätigt? Dieser Fallbericht wirft einen Blick auf eine unerwartete Differentialdiagnose und verdeutlicht, wie wichtig eine umfassende Untersuchung inklusive Biopsie ist.

Vorgeschichte

Hera, eine 6 Jahre alte, 76 kg schwere Deutsche Dogge, entwickelte im Sommer 2022 eine knöcherne Zubildung am rechten medialen distalen Radius. Sie zeigte keine weiteren klinischen Auffälligkeiten und humpelte nicht.

Da im April 2023 das Wachstum der Umfangsvermehrung stark zunahm, entschieden sich die Besitzer eine Tierklinik zur weiteren Abklärung aufzusuchen. Die klinische Untersuchung ergab zu dieser Zeit, außer der Umfangsvermehrung am rechten Radius, keine Auffälligkeiten.

Vor dem Hintergrund des Verdachts eines malignen Prozesses wurden Röntgenbilder des Thorax angefertigt, die unauffällig waren. Lungenmetastasen sind beim Osteosarkomen des Hundes, die am häufigsten auftretende Form der Metastasierung. Es kommt leider sehr oft vor, dass bereits zum Zeitpunkt der Diagnosestellung Anzeichen für Metastasen vorhanden sind (1). 

Aufgrund des starken Verdachts auf ein malignes Osteosarkom und der damit verbundenen ungünstigen Prognose (die Lebenserwartung liegt hier je nach Behandlung bei ca 3-6 Monaten) entschieden sich die Besitzer vorerst gegen weitere diagnostische Schritte und ließen Hera unbehandelt.

 


Vorstellung und Behandlung im Zentrum für Kleintiermedizin München

Nach 3 Monaten zeigte die Hündin durch das starke Wachstum der Zubildung zunehmend Schmerzen und eine hochgradige Lahmheit der betroffenen Gliedmasse. Aufgrund dieser Entwicklung und dem guten Allgemeinbefinden entschieden sich die Besitzer im Kleintierzentrum München mit dem Wunsch nach einer Amputation vorstellig zu werden.

Bei der Erstuntersuchung war die allgemeine Untersuchung der Hündin unauffällig. In Vorbereitung auf die Operation wurde ein Blutbild inklusive geriatrischem Profil angefertigt, sowie die Röntgenaufnahmen des Thorax wiederholt. Die Lunge war auf dem Röntgenbild lediglich leicht bronchial gezeichnet, aber es ergab keinen Hinweis auf Veränderungen an der Lunge hinsichtlich eines Metastasegeschehen (siehe Bild 2 + 3), und das Blut war soweit unauffällig.

Das Röntgenbild der Gliedmaße von Hera zeigte typische radiologische Merkmale eines Tumors, da sowohl osteolytische als auch osteosklerotische Veränderungen erkennbar waren. Darüber hinaus war eine deutliche Zunahme des Weichteilgewebes sichtbar, dass sogar bis zum karpalen Gelenk reichte und teilweise in dieses eindrang, wie in Abbildung 1 dargestellt.

Da die Gliedmaßenamputation Hera den Schmerz, der vom Tumor ausgeht, wegnehmen wird, entschieden wir uns für die Amputation der gesamten Gliedmaße inklusive des Schulterblatts. Hera wurde daher für eine Narkose vorbereitet, wie in Abbildung 4 und 5 dargestellt, und sowohl die Narkose als auch die Aufwachphase verliefen komplikationslos. Zunächst hatte sie Schwierigkeiten, sich mit der Situation auf drei Beinen zurechtzufinden, jedoch konnte sie bereits am zweiten Tag mit Unterstützung wieder laufen. Der Tumor wurde dann nach der Oper

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Katja Görtz. Leitung des Zentrum für Kleintiermedizin; Fachtierärztin für Chirurgie

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