Herzkreislauf- und Atemkomplikationen in der Kleintieranästhesie
erstellt am 15. April 2024
Immer wieder kommt es während Kleintieranästhesien zu Zwischenfällen. Selbst bei gesunden Tieren endet eine von 2.000 Narkosen tödlich (1). Indem du eine Allgemeinanästhesie nach den gängigen Empfehlungen vorbereitest, schaffst du gute Voraussetzungen, um entsprechende Risiken zu minimieren. Weil sich Komplikationen während der Anästhesie aber nicht vollkommen ausschließen lassen, haben wir für dich zu folgenden Situationen Informationen zusammengestellt und geben Tipps, was du in diesen Fällen tun kannst:
- Hypotension
- Hypertension
- Arrhythmien
- Hypoventilation
- Hyperventilation
Die folgenden Informationen sollen dir helfen, in Notfällen
schnell und sicher zu reagieren.
Am Ende des Beitrages hast du zudem die Möglichkeit dir eine
Übersicht über die gängigen Notfallmedikamente und deren
Dosierungen anzufragen.
Herzkreislauf-Komplikationen
1. Blutdruckabfall
Eine Anästhesie wirkt sich in den meisten Fällen negativ auf den Kreislauf, die Atmung und die Körpertemperatur aus (2). Bei Tieren kommt es dabei während der Narkose häufig zu einem Blutdruckabfall. Für Hund und Katze ist ein mittlerer arterieller Blutdruck unterhalb von 65 mmHg als Hypotension bzw. Kreislaufversagen definiert.
Mögliche Ursachen hierfür sind:
- Zu tiefe Anästhesie
- Bradykardie
- Vasodilatation
- Hypovolämie
- Verringertes Herzschlagvolumen
- Positive Druckbeatmung, die den venösen Rückfluss zum Herzen beeinflusst
- Elektrolytverschiebungen oder Störungen des Säure-Basen-Haushalts
Durch das Kreislaufversagen besteht das Risiko, dass lebenswichtige Organe wie das Gehirn oder die Nieren nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden, was lebensbedrohlich ist. Lässt sich die Komplikation trotz guter Planung, Vorbeugung und Überwachung nicht verhindern, kommen folgende Maßnahmen infrage:
- Anästhesietiefe verringern
- Infusion geben
- Kreislaufunterstützende Medikamente verabreichen
- Alpha2-Agonisten (teil-)antagonisieren
- Positiv inotrop wirksame Medikamente geben
- Vasokonstriktion herbeiführen
- Entgleisungen des Elektrolyt- oder Säure-Basen-Haushalts ausgleichen
- Beatmungsparameter anpassen, beispielsweise mit weniger Druck bei höherer Frequenz
- Wiederbelebungsmaßnahmen
2. Hypertension
Eine Hypertension (Blutdruck > 160 mmHg) ist in der Kleintieranästhesie eher selten. Die Ursachen liegen meist im Anästhesiemanagement, beispielsweise in einer zu flachen Anästhesie oder einer unzureichenden Schmerzmedikation. Alpha2-Agonisten sorgen initial meist für einen Anstieg des Blutdrucks, im weiteren Verlauf normalisiert dieser sich aber in der Regel wieder oder fällt sogar ab. Andere Medikamente, die zur Hypertension führen können, sind beispielsweise Adrenalin, Noradrenalin, Ephedrin oder Phenylephrin. Patienten mit einem Phäochromozytom können durch die erhöhten Katecholamine ebenfalls einen hohen Blutdruck aufweisen. Eine Hypertension lässt sich durch eine ausbalancierte Anästhesie mit angemessener analgetischer Komponente in der Regel vermeiden oder normalisieren. Außerdem ist ein vorsichtiger Umgang mit sympathomimetischen Medikamenten geboten.
3. Arrhythmien
Arrhythmien zählen ebenfalls zu den Komplikationen, die während der Anästhesie auftreten können. Das gilt insbesondere nach der Anwendung von Medikamenten wie Anticholinergika, Neuroleptika, Opiaten, Muskelrelaxantien oder Narkotika und bei Tieren mit bestehender Herzerkrankung. Arrhythmien lassen sich normalerweise rasch im EKG ausmachen. Sind bei einem Hund oder einer Katze Herzerkrankungen bekannt, oder hast du vor, einige dieser Arzneimittel einzusetzen, ist es sinnvoll, sich vor Beginn der Anästhesie mit den speziellen Risiken, die damit einhergehen, noch einmal gezielt vertraut zu machen. Das ermöglicht es dir, die notwendigen Medikamente wie Lidocain oder Anticholinergika bereitzustellen und im Notfall schnell zu reagieren.
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