Fallbeispiel
Ein Beitrag von  Nicole Rofael
Tierärztin 
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VETspert - Begleitung und Beratung in der onkologischen Therapie: Rocky und der Mastzelltumor im Nasenrachen

erstellt am 7. Februar 2022

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VETspert – Begleitung und Beratung in der onkologischen Therapie

 

Rocky und der Mastzelltumor im Nasenrachen

 

Atembeschwerden, schnorchelnde und schnarchende Atemgeräusche, sowie ständiges Lecken waren Anzeichen dafür, dass etwas mit dem 12 jährigen Jack-Russel-Terrier Rocky nicht stimmt. Auskultatorisch auffälliges Giemen, vor allem in den oberen Atemwegen war bei der klinischen Untersuchung deutlich wahrzunehmen. Nach erfolgloser Infektbehandlung, folgten unauffällige Blutbefunde und Abstriche. Daraufhin wurde die Diagnostik erweitert.

Eine Computertomographie der Atemwege, sowie eine zytologische Untersuchung zeigten die Ursache für die Dyspnoe: Diagnose Mastzelltumor im Meatus nasopharyngeus.

 

Mastzelltumore gehören zu den häufigsten Neoplasien der Haut bei Hunden und sind generell als maligne einzuordnen. Möglich sind auch, allerdings wesentlich seltener, Veränderungen in den inneren Organen oder generalisiertes Auftreten. Es gibt bestimmte Rasseprädispositionen wie Boxer, Retriever oder Sennenhunde, allerdings können sie auch bei jedem anderen Hund vorkommen, wie in unserem Fall bei Rocky, einem Terrier. Eine Geschlechts- oder Altersprädisposition besteht nicht, sie können immer entstehen. Meist treten sie als einzelne Umfangsvermehrung auf, können durchaus aber auch multipel vorkommen.

Mastzellen kommen im gesamten Körper vor und sind physiologisch funktionell für Entzündungs-, Immun- oder Allergiereaktionen. Tumore dieser Zellen sind wahre Künstler in ihrer Erscheinung. Daher gilt der Leitsatz: Jede Umfangsvermehrung ist so lange ein Mastzelltumor, bis das Gegenteil bewiesen ist. Das Erscheinungsbild reicht von weich, klein und unscheinbar bis hin zu derb, knotig, infiltrativ und flächig und werden meist von einer sogenannten Pseudokapsel begleitet. So vielfältig wie die Tumore sind auch die klinischen Symptome. Mastzelltumore können reaktionslos vorkommen, aber auch zu Juckreiz, Entzündungen mit Wundheilungsstörung und Blutungen führen. Variierende Größenveränderungen im Krankheitsverlauf zeigen sich ebenso, wie systemische Ausprägungen im Endstadium, z.B. Ulzera im Gastro-Intestinal-Bereich.

Generell können diese Neoplasien im gesamten Körper auftreten, typische Lokalisationen sind v.a. die Gliedmaßen (v.a. Hintergliedmaßen), Rumpf, Kopf und die Anogenitalregion. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen eher die Schleimhäute betroffen sind, z.B: Augenbindehäute, Maulschleimhaut oder Vaginalschleimhaut. Bei Rocky war der Meatus nasopharyngeus befallen.


Die Diagnose kann durch eine zytologische Untersuchung mit Hilfe einer Feinnadelaspiration gestellt werden. Eine genauere Differenzierung ist oftmals durch ein Bioptat erst möglich.

Tumore dieser Art können in mehrere Grade eingeteilt werden. Eine ältere Einteilung ist die nach Patniak et al.1984, nach den Graden I-III. Grad I bedeutet niedrigere Malignität, also weniger invasives Wachstum und Metastasierungsraten. Heilungschancen sind bei diesem Grad vorhanden. Grad III hingegen ist absolut maligne, gezeichnet von aggressivem Wachstum und schnellen Metastasierungen. Grad II ist durch seine Unberechenbarkeit gekennzeichnet. In diesem Grad kann alles vorkommen.

Eine neuere Einteilung seit 2011 ist die in low grade und high grade Neoplasien nach Kiupel et.al.. Low grade – Mastzelltumore zeigen deutlich längere Zeiträume, bis diese metastasieren oder rezidivieren und haben damit eine wesentlich höher Überlebenszeit als high grade- Mastzelltumore, die meist aggressiv infiltrativ wachsen und schnell metastasieren.

Die veterinär-diagnostischen Labore, wie beispielsweise IDEXX, kombinieren oftmals die Gradeinteilungen in ihren patho-histologischen Befunden. Ein Beispiel wäre: „kutaner Mastzelltumor Grad II (nach Patniak), low grade malignancy (Kiupel)“.

Zusatzuntersuchungen wie immunhistologische Untersuchungen zur besseren Beurteilung und Therapiefindung sind möglich und häufig ratsam. Bis zu 50% aller Mastzelltumore beim Hund weisen eine Mutation an einem Membranrezeptor der Mastzellen auf. Die häufigste der Mutationen wird c-KIT genannt. Sie führt zu einer permanenten Aktivierung des Membranrezeptors und damit zu einer autonomen Stimulation für das Wachstum.

Aufgrund der schwierigen Lokalisation konnte bei Rocky ausschließlich eine Feinnadelaspiration durchgeführt werden. Diese ergab eindeutig den Befund eines Mastzelltumors, aber leider war keine gen

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Nicole Rofael
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