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„Die letzten Gallier“ – privater Klinikverbund „Pferdegesundheit Rhein Main“ im Interview

erstellt am 27. September 2022

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Praxen und Kliniken werden mittlerweile immer häufiger Teil von Ketten, bei denen Kapitalgesellschaften im Hintergrund stehen. Ein Trend, der sich in der Humanmedizin entwickelt hat und jetzt auch in die Tiermedizin hinüber schwappt. Ein alternatives Konzept verfolgen jedoch an dieser Stelle die Tierärzte:innen des Verbundes „Pferdegesundheit Rhein Main“, der 2020 ins Leben gerufen wurde und einen Zusammenschluss aus drei privat geführten Praxen und Kliniken darstellt. Konkret handelt es sich um die Pferdeklinik Hattersheim, die Pferdeklinik Waldalgesheim und die Fahrpraxis Dr. Eversfield. Wir haben mit Dr. Christian-Mark Traenckner und Dr. Stephen Eversfield, beide Fachtierärzte für Pferde und Gründungsmitglieder der Pferdegesundheit Rhein Main, über das besondere Konzept gesprochen:

VetStage an Pferdegesundheit Rhein Main:

Was waren die Gründe für den 2020 erfolgten Zusammenschluss der Kliniken Hattersheim, Waldalgesheim und der Fahrpraxis Dr. Eversfield zur Pferdegesundheit Rhein Main?

Dr. Eversfield: Wir sind schon über viele Jahrzehnte Nachbarkollegen gewesen, sicherlich in einer Konkurrenzsituation, aber immer auf einer kollegialen Basis, sodass wir uns schon lange kennen und regelmäßig den fachlichen Austausch suchten. Die ganze Idee entstand dann spontan bei einem Treffen, als es um das Thema Nachfolgeregelung ging. Zusätzlich haben wir bemerkt, dass wir immer sehr ähnliche Themen hatten, mit denen wir uns beschäftigen mussten – seien es Mitarbeiterstrukturen, Wirtschaftlichkeit oder Notdienst. Einer von uns kam dann mit der Idee: „Wieso tun wir uns eigentlich nicht zusammen?“ – Dann war vorerst Stille im Raum. Und nach gewisser Zeit kam dann als Antwort: „Ja, wieso eigentlich nicht?“ Und damit war das Thema dann geklärt. Die Planung erfolgte dann intensiv über ein Jahr lang. 

Dr. Traenckner: Einer der Hauptbeweggründe war sicherlich, ein Pendant zu bieten zu investorengesteuerten Klinikketten, die Pferdekliniken nach und nach aufkaufen. Wir möchten nicht kapitalgesteuert sein. Ein weiterer Grund für den Zusammenschluss war, dass wir eine gewisse Größe entstehen lassen wollten, damit sich Synergieeffekte positiv auf Verwaltung, Einkauf und medizinischen Austausch auswirken können. Die Größe unseres Verbundes ermöglicht es uns, variable Arbeitszeitmodelle für das Personal umzusetzen. Das Thema Arbeitszeitgesetzkonformität ist dann keine Frage mehr. Ebenso lässt sich die Organisation des Notdienstes wesentlich besser umsetzen, da wir jetzt einfach eine größere Einheit sind. 

VetStage an Pferdegesundheit Rhein Main:

Was sind die besonderen Vorteile eines privaten Zusammenschlusses im Vergleich zu investorengesteuerten Praxen bzw. Kliniken?

Dr. Eversfield: Wir haben das Bestreben, dass unser Betrieb – im Gegensatz zu Kapitalgesellschaften – immer tierärztlich geführt sein soll. Diesen wichtigen Vorsatz haben wir uns gesetzt, da wir erkannt haben, dass Kapitalgesellschaften die Tiermedizin als „Investment“ sehen und mit dem Investment natürlich früher oder später auch Geld verdienen wollen. Entweder werden die Preise deutlich angehoben oder es werden Rationalisierungen im Mitarbeiterbereich durchgeführt, die dazu führen, dass die Effektivität dieser Betriebe gesteigert wird. Nicht immer ist das alles im Sinne von Patienten und Patientenbesitzern. Daher sehen wir in tierärztlich geführten Betrieben eigentlich auch mehr Zukunft, sowohl für die Pferdebesitzer als auch für die Pferde selbst.

Dr. Traenckner: In der Humanmedizin gibt es schon sehr starke Medienkritik, dass Krankenhäuser, die von Kapitalgesellschaften betrieben werden, Eingriffe vollziehen, die medizinisch nicht notwendig sind, aber einen betriebswirtschaftlichen Benefit haben. Die Kapitalgesellschaften haben als erstes die Gewinnmaximierung als Ziel. Wir haben als oberste Prämisse das Wohl des Pferdes sowie die Kunden- und Personalzufriedenheit. Wir möchten den Tieren eine optimale Versorgung bieten, die nicht von einem zu erwirtschaftenden Umsatz abhängig sein soll.

VetStage an Pferdegesundheit Rhein Main:

Was würden Sie als besondere Herausforderungen während der Vorbereitung und Planung und auch im weiteren Verlauf benennen? 

Dr. Eversfield: Eine der Herausforderungen war definitiv ein gemeinsames Software-System zu etablieren. Wir haben uns über die verschiedenen Möglichkeiten informiert und haben ein Cloud-basiertes System ausgewählt, da dieses uns ermöglicht, von verschiedenen Standorten darauf zuzugreifen. Die Koordination des Materialeinkaufs war sicherlich ebenfalls her

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