Fallbeispiel
Ein Beitrag von  Tierärztin Tanja Pies, Abteilung Innere Medizin, Tierklinik Trillig,  Tierklinik Dr. Trillig Obertshausen auf VetStage

IMHA - ein komplexer Fall auf allen Ebenen 

erstellt am 21. Oktober 2022

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Philliph, ein 5-jähriger Appenzeller Sennenhund, wurde im Januar 2022 in unserer Klinik aufgrund von Apathie, Schwäche und Anorexie vorgestellt. In der klinischen Untersuchung fielen die blassen Schleimhäute auf. Das Blutbild zeigte eine hochgradige Anämie mit einem Hämatokrit von 8,7%. In den bildgebenden Untersuchungen ließen sich jedoch keine Hinweise auf eine akute oder chronische Blutung finden. In der sonografischen Untersuchung konnten lediglich eine Magenwandverdickung mit fokal aufgehobener Wandschichtung und eine geringgradig inhomogene Prostata mit vereinzelten Prostatazysten dargestellt werden. Im Differentialblutbild ließen sich schließlich Sphärozyten und Mikrosphärozyten nachweisen. Philliph wurde daraufhin stationär aufgenommen und hinsichtlich einer IMHA therapiert. Weiter unten findest du den gesamten Therapieverlauf mit Bildern der Fallakte von Philipp!

IMHA – was steckt hier nochmal dahinter?

Bei der Immunmediierten hämolytischen Anämie (IMHA) als häufigste hämolytische Anämie des Hundes können Tiere aller Altersstufen erkranken. Diese Immundysregulation kann primär (idiopathisch) entstehen oder aber sekundär durch Stimuli für die Antikörperproduktion wie z.B. Neoplasien, Parasitosen, Entzündungen, Medikamente oder Impfungen als IMHA hervorgerufen werden. Diese Dysregulation veranlasst Antikörper, gegen unveränderte Erythrozyten-Membranen vorzugehen, indem sie an diese haften und die Bindung sowie Aktivierung von Komplement einleiten. Daraufhin erfolgt meist eine extravaskuläre Hämolyse in Milz, Leber und Knochenmark durch Makrophagen. Oftmals handelt es sich um die bei 37° C reagierenden inkompletten Wärmeantikörper, jedoch gibt es auch Kälteantikörper, die bei 4°C reagieren und die bei geringen Temperaturen durch Kälteagglutinine zu Nekrosen an den Akren führen können. Da die Erythropoese bei dieser Erkrankung nicht eingeschränkt wird, handelt es sich um eine regenerative Anämie.

Die Diagnose der IMHA

Die klinischen Symptome der IMHA variieren je nach Schweregrad und können neben jenen für eine Anämie typischen blassen oder ikterischen Schleimhäuten relativ unspezifisch sein und sich in Anorexie, Vomitus, Diarrhoe oder Fieber äußern. Die weitere Diagnostik der IMHA erfolgt nach Vorliegen einer Anämie durch Analyse des Blutausstrichs. Eine hochgradige Ansammlung von Sphärozyten untermauert die Diagnose einer IMHA und wird als beinahe pathognomonisch beschrieben. Weiterhin kann ein positiver direkter Coombs-Test dem Nachweis von Erythrozyten-gebundenen Antikörpern bzw. Komplement dienen. Laut ACVIM Consensus Statement für die Diagnostik der IMHA (Garden et al., 2019) gibt es keinen eindeutigen Goldstandard, der zur Diagnose der IMHA herangezogen werden kann, jedoch führen sie als weitere diagnostische Kriterien neben Anämie, Sphärozytose und positivem Coombs-Test den positiven Erythrozyten-Agglutinationstest in Kochsalzlösung, Hyperbilirubinämie, Ikterus, Hämoglobinämie und Hämoglobinurie auf.

Wie wird die IMHA therapiert?

Die ACVIM empfiehlt in ihrem Consensus Statement hinsichtlich der Therapie der IMHA (Swann et al., 2019) folgendes – wobei betont wird, dass je nach Verlauf der Erkrankung zusätzlich eine individuelle Anpassung der Therapie stattfinden muss:

  • Die Remission sollte durch eine immunsuppressive Therapie erreicht werden, für die in erster Linie Prednisolon eingesetzt wird. Die Glukokortikoide kontrollieren jene Autoimmunantworten, die auf die Erythrozyten-Antigene abzielen.
  • Bei stabilem Hämatokrit (z.B. über 30% für 2 Wochen), wird eine vorsichtige Reduktion der Glukokortikoid-Dosis empfohlen. Bei weiterer Besserung kann die Dosis alle 3 Wochen um 25% reduziert werden.
  • Um den immunsuppressiven Effekt zu verstärken und

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Tierärztin Tanja Pies, Abteilung Innere Medizin, Tierklinik Trillig

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