Plattenepithelkarzinom: Ein onkochirurgischer Fall
erstellt am 6. Dezember 2022
Die 12-jährige Katze „Mausi“ wurde uns am 08.03.2022 zur Zahnreinigung und zur Amputation beider Ohrmuscheln aufgrund maligner Tumoren mit Verdacht auf Plattenepithelkarzinome vorgestellt.
Anamnese
Vorberichtlich waren seit einiger Zeit an beiden Ohrmuscheln Veränderungen in Form von krustigen Stellen und Rötungen aufgefallen. Eine zytologische Untersuchung zeigte deutliche Malignitätsanzeichen, woraufhin die Verdachtsdiagnose eines beidseitigen Plattenepithelkarzinoms gestellt wurde. Im Zuge der Narkose für die Entfernung der Tumoren sollte außerdem eine Zahnreinigung stattfinden. Ansonsten zeigte Mausi keine weiteren Umfangsvermehrungen und befand sich bei gutem Allgemeinbefinden. Sie ist eine Freigängerkatze, Impfstatus und Entwurmung wurden im Zuge der Anamnese nicht erfragt.
Klinische Untersuchung
Allgemeine Untersuchung:
Das Allgemeinbefinden wirkte während der Untersuchung ungestört, jedoch zeigte sich Mausi etwas zurückhaltend und ängstlich. Der Ernährungszustand und der Pflegezustand wurden als gut bewertet. Die Schleimhäute waren rosa und feucht und die kapilläre Füllungszeit befand sich mit 1,5 Sekunden im Normalbereich. Die Katzendame zeigte eine mittelgradige Gingivitis und leichten Zahnstein. Das Herz war auskultatorisch kräftig, mit Sinusrhythmus versehen und auskultatorisch ohne Hinweis auf ein Herznebengeräusch. Die Herzfrequenz lag mit 160 Schlägen pro Minute im Normbereich. Die palpierbaren Lymphknoten waren unauffällig. Die Lunge ließ auskultatorisch keine Auffälligkeiten vermuten, die Atemfrequenz lag mit 20 Zügen pro Minute ebenfalls in der Norm. Das weiche und indolente Abdomen zeigte palpatorisch keine Auffälligkeiten.
Spezielle Untersuchung: Haut/Haarkleid
Mausi zeigte insgesamt einen guten Pflegezustand. Mausis Fell war glänzend und vollständig weiß. An beiden Ohrmuscheln gab es symmetrisch auf jeweils der lateralen Seite krustige Auflagerungen im Bereich der Ohrspitzen. In diesen Bereichen war auch das Haarkleid schütter bis leicht alopezisch. Unter dem Fell konnten an den Pinnae leichte Rötungen erkannt werden.
Differentialdiagnosen
Als Hauptproblem stellten sich bei Mausi also die krustigen Auflagerungen auf beiden Pinnae mit zytologisch malignem Befund dar. Im Sinne von neoplastischen Differentialdiagnosen sollte man hier an ein kutanes Plattenepithelkarzinom, eine aktinische Keratose, andere verhornende Neoplasien oder sekundäre Hautveränderungen im Sinne eines paraneoplastischen Syndroms denken. Dermatologisch kamen hier eine Dermatitis oder ein Ektoparasitenbefall (vor allem Milben wie Sarcoptes oder Demodex) als Differentialdiagnosen in Frage. Differentialdiagnostisch wären in Bezug auf die Endokrinologie noch sekundäre Hautveränderungen z.B. in Folge einer Hypothyreose oder hormoneller Dysbalancen zu beachten.
Weiterführende Untersuchungen
Der Haustierarzt hatte bereits weiterführende Untersuchungen eingeleitet. Im Blutbild zeigte sich eine leichte Neutropenie und leichte Leukopenie, jedoch noch im tolerablen Bereich. Das rote Blutbild war unauffällig, ebenso die Plättchen. Das geriatrische Profil deutete auf eine Erhöhung der DGGR-Lipase hin, jedoch ohne weitere auffällige Befunde.
Für die zytologische Untersuchung wurden zwei zytologische Ausstriche eingesandt. In den vom pathologisch-histologischen Labor nach Wright gefärbten Präparaten konnten multiple Hinweise auf Malignität festgestellt werden. Es wurde von einem epithelialen Ursprung ausgegangen und unter Berücksichtigung der Anamnese ein Plattenepithelkarzinom vermutet. Daher erfolgte der Rat zur Exzision.
Finale Diagnose
Die klinischen Untersuchungen in Kombination mit der histopathologischen Untersuchung führten uns also zur Diagnose krustiger Auflagerungen auf beiden Pinnae mit pathologisch malignem epithelialen Befund mit Verdacht auf ein Plattenepithelkarzinom. Die Therapie sollte chirurgisch im Rahmen einer Exzision durchgeführt werden.
Therapie: partielle Pinnektomie beidseits
Die Operation der partiellen beidseitigen Pinnektomie umfasst die Resektion der betroffenen Areale inklusive des Ohrknorpels unter Beachtung eines ausreichenden Sicherheitsabstandes. Dabei ist auf die ausreichende Mobilisation der Haut und das sorgfältige Vernähen der konkaven mit der konvexen Ohrfläche zur Bedeckung des Knorpels zu achten. Medikamentell wurde Mausi während der Operation mit einer Antibiose sowie analgetisch versorgt.
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Kleintierzentrum GermeringEin interessanter Beitrag. Teile ihn jetzt mit deinem Netzwerk.