
Wir sind Tierärzte. Und wir sind es gerne!
Wir sind Tierärzte. Und wir sind es gerne.
Auch wenn es manchmal Phasen gibt, in denen man an seiner Entscheidung, diesen Beruf ergriffen zu haben, zweifelt.
Meistens dann, wenn man beispielsweise an Feiertagen den Notdienst in der Praxis ableistet. Man lebt rund um die Uhr für das Notfalltelefon: man nimmt es mit auf Toilette. Es wartet neben der Dusche auf einen. Und dann klingelt es meistens genau in dem Augenblick, wenn man sich zum Essen fassen hingesetzt hat. Ein Kontrastprogramm zu diesem hier: zu Hause mit seiner Familie und seinen Freunden ein entspanntes und wohltuendes Zusammensein genießen…
Das Telefon verfolgt einen ständig: wenn man immer noch auf Praxis unterwegs ist während andere schon im Feierabend dem Hobby nachgehen. Dann ruft der Koliker, zu dem man noch hetzen muss.
Oder wenn man endlich Schlaf gefunden hat. Dann klingelt es einen aus dem Bett wegen einer von der Katze gefangenen Maus und deren Rettung nachts um halb zwei. Und das alles anstelle endlich auf dem geliebten Rennrad zu hocken, um die Berge hochzuradeln.
In diesen Situationen stellt man sich oft die Frage ob man sich wirklich für den richtigen Beruf entschieden hat. Ob sich all die Einschränkungen, die Belastungen und das doch sehr andere und sozial nicht immer kompatible Leben wirklich lohnen. Ob man sich das wirklich antun will, nach fast 6 Jahren knallhartem Studium das allein für sich schon einen starken Verzicht und Disziplin gekostet hat.
Jeden Tag ein anderer Tag
Ich denke, dass niemand diesen Gedankengang abstreiten kann – man sollte ihn zulassen wenn man sich bewusst werden will was der Beruf einem wirklich bedeutet.
Denn es ist unumstritten, dass es einfach eine Berufung ist. Ich habe diesen Beruf weder gewählt um reich zu werden (und dennoch möchte ich davon leben können!) noch um täglich um Punkt 17 Uhr Feierabend zu haben.
Ich habe ihn gewählt, weil ich es nicht anders will. Ich möchte einen Beruf haben der eine Passion ist, der mir jeden Tag andere Perspektiven liefert, in dem ich jeden Tag unterwegs bin. Ich möchte mit Tieren in Kontakt kommen, für Mensch und Tier gleichermaßen da sein und Abwechslung erleben. Bisher war kein Tag in meinem zweijährigen (also noch zugegebenermaßen jungen) Berufsleben gleich – kein einziger!
Man erlebt in diesem Beruf so viele schöne Dinge: Dankbarkeit und Wertschätzung, Freude und Hoffnung. Man genießt ein unglaublich hohes Vertrauen seiner Patienten und deren Besitzer.
Meist ist man nicht nur Tierarzt, sondern irgendwie auch Menschenarzt und Seelenklempner – irgendwie ist man meist ja doch für alles da.
Das kann anstrengend sein. Aber auch unglaublich bereichernd und erfüllend, wenn man gelernt hat mit den damit verbundenen Belastungen umzugehen und nicht im Anspruch der absoluten Perfektion versinkt.
Was war und was kommt
Und mit diesen Gedanken neigt sich ein fast zweiwöchiger Notdienstmarathon dem Ende zu. Was bleibt: Müdigkeit, Abgespanntheit, aber auch die Gewissheit einigen Tieren geholfen und deren Besitzer glücklich gemacht zu haben.
Was kommt: Eine unbändige Freude auf ein endlich freies Wochenende, ein kaltes Bier zum Feierabend und ein Ausflug mit dem Bulli und dem Rennrad in die Freiheit.
Denn auch das muss sein – Leben leben, bei aller Leidenschaft und Hingabe für diesen Beruf, um nach anstrengenden Zeiten auch wieder voll dafür einzustehen.
Denn Tierärzte können stolz sein. Stolz darüber, sich fast 6 Jahre durch ein knallhartes Studium geboxt haben.
Stolz darüber, auch in den schlechtesten Phasen und durch die größten Zweifel nicht von ihrem Weg abgekommen zu sein.
Und ja – so kitschig es auch klingt – stolz darüber, ihren Kindheitstraum zu leben. Das wahr gemacht zu haben, was man mit 6 Jahren zwischen Rind, Pferd, Meerschwein und Misthaufen schon den Eltern und Verwandten gepredigt hat:
„Wenn ich mal groß bin werde ich Tierärztin!“.
Über die Autorin:
Aufgewachsen inmitten der herrlichsten Landschaft, vielen Tieren und viel Natur war für die Autorin Leona Kringe schon immer klar, dass sie einen Beruf braucht, der sie tagtäglich fordert. Ein Beruf, der einem immer wieder etwas Neues aufzeigt, bei dem man viel in Bewegung und auch möglichst an der frischen Luft ist. Die Vielfalt, die einem der Beruf des Tierarztes bietet und vor allem die Liebe zu den Tieren haben sie trotz aller Höhen, Tiefen und Zweifel während des Studiums nie von dem Ziel Tierärztin zu werden abgebracht.
Nach dem Staatsexamen an der TiHo Hannover im April 2015 arbeitete sie zunächst in Südbaden als Assistentin in einer Gemischpraxis mit dem Schwerpunkt Pferd. Nun zieht es sie – auch beruflich – wieder in die Heimat. Nebenher fertigt sie ihre Doktorarbeit im Bereich der methodischen Analyse und Translation von Großtierversuchen in der Schlaganfalltherapie an.
Neben der Leidenschaft für den Beruf ist sie ein ziemlicher Lebe- und Reisemensch, der versucht, immer wieder die optimale Verknüpfung zur geeigneten Work-Life-Balance zu finden, die ihrer Meinung nach nicht nur in unserem Berufstand, sondern generell für jeden Menschen eine hohe Priorität haben sollte.
Glücklich sein mit dem was man tut und schafft und sein Leben selbst gestalten, sich frei entfalten – privat und im Beruf – darauf kommt es ihr vor allem an.
Dieser rote Faden zieht sich durch all ihre Beiträge, gespickt mit ihren eigenen positiven wie auch negativen Erfahrungen aus dem Berufs- und Alltagsleben als junge Tierärztin.