
Ein Blick in die Versuchstierkunde mit dem EVERI Stipendium
Die Versuchstierkunde ist ein gerne vergessenes Thema während des Studiums. Zum Teil bewusst ignoriert oder verdrängt, zum Teil weil man hier Tag täglich mit Versuchstieren und Tierversuchen zu tun hat, zum Teil aus Unwissenheit welche Möglichkeiten und tiermedizinischen Herausforderungen in der Arbeit des Versuchstierarztes stecken.
Ich habe diesen Bereich der Veterinärmedizin erst spät im Studium wahrgenommen und mich für den FELASA B Kurs angemeldet, den das Institut für Tierschutz und Verhalten der Stiftung Tierärztliche Hochschule anbietet. Während des Kurses wurden im täglichen Theorieteil viele Aspekte der Arbeit, wie Haltung, Fütterung und Zucht vorgestellt. Dabei wurde schnell klar, dass es immer einen Kompromiss zwischen standardisierten Methoden und Tierwohl bleiben wird.
Am Nachmittag ging es um den praktischen Umgang, das Handling der Tiere, hauptsächlich Ratten und Mäuse. Wir lernten viele, oft benutzte und lang erprobte Injektionstechniken. Doch bei Bedarf, dass eine seltene Methode angewendet werden soll, wurde klar darauf hingewiesen, dass hierfür Fachmänner zur Schulung notwendig seien.
Es gab Raum zur Diskussion und um Fragen zu stellen, welcher auch genutzt wurde. Denn natürlich ist die Arbeit mit Versuchstieren immer ein stark belastetes Thema. Moralische und ethische Aspekte, der Tod der Tiere für die Wissenschaft und einige sicherlich unangenehme Versuche, sind nur wenige davon. Jeder der an Tierversuchen beteiligt ist, sollte sich hierzu eine eigene Meinung bilden.
Um mir eine eigene Meinung zu formen, wollte ich nach Ende des Kurses die tägliche Arbeit des Versuchstierarztes kennen lernen. Ich stellte mir die Frage: „Könnte ich die tägliche Arbeit des Versuchstierarztes bewältigen?“ und vor allem „Was sind die täglichen Aufgaben überhaupt?“
Da hörte ich vom EVERI Stipendium – hier wird Studenten der Tiermedizin die Möglichkeit die Arbeit mit Versuchstieren kennen zu lernen, den Forschern bei ihrer täglichen Arbeit über die Schulter zu schauen und die anfallenden Probleme mit Tierärzten und Forschern vor Ort zu diskutieren.
Ich bewarb mich um ein Stipendium und es klappte – schnell und einfach bekam ich Antwort und bald schon saß ich im Flieger nach Dublin, Irland. Hier sollte ich nun zwei Wochen lang den Forschern und den Tierärzten Löcher in den Bauch fragen können. Ich wohnte während dieser Zeit mit fünf anderen Studierenden aus Frankreich und Polen zusammen und hatte auch nach der Arbeit die Möglichkeit, Irland einmal kennen zu lernen.
Tagsüber verbrachte ich meine Zeit am UCD – University College Dublin – und am Trinity College in Dublin. Zwei renommierte Colleges, die mir während der nächsten 14 Tage eine Menge neuer Einblicke ermöglicht haben. Ich konnte unterschiedliche Haltungsformen und Sicherheitslevels kennen lernen, konnte unterschiedliche Tiere und ihr Verhalten in den Versuchen beobachten und Eindrücke von unterschiedlichen Versuchsaufbauten und Tiermodellen sammeln.
Ich habe viele Probleme in der Forschung kennengelernt und die stetige Bemühung Ersatzmethoden anzuwenden, um so die Tiere zu schonen. Doch lässt sich bis jetzt noch nicht jeder Versuch durch Zellkulturen oder Perfusionsmodelle ersetzen. So bleibt es ein stetiges Bestreben, die Tierzahlen zu minimieren und die Versuche genau zu planen. Auch wenn der Tierarzt meist nicht derjenige ist, der die Versuche durchführt und am Ende die Tiere tötet, ist er doch derjenige, der für alles die Verantwortung übernimmt.
Der Tierarzt überwacht, dass nur das durchgeführt wird, was auch im Versuchsantrag angemeldet und von der Kommission genehmigt wurde.
Zudem muss gewährleitet werden, dass in einer Einheit mit Versuchstieren die Standards der Tiergesundheit aufrecht gehalten werden. Denn bei erkrankten Tieren im Versuch lassen sich die Ergebnisse eventuell am Ende nicht auswerten und das würde bedeuten, dass diese Tier ohne Grund im Versuch gestorben sind. Dies gehört es zu verhindern.
Alle drei Stationen meiner Reise haben mir andere Herangehensweisen im Umgang mit den Tieren und den Versuchen gezeigt. Gleichzeitig aber auch die dadurch entstehenden Probleme offenbart und das breite Spektrum an Wissen, was ein Tierarzt in diesem Bereich aufweisen und täglich einsetzen muss.
Mir haben die zwei Wochen gezeigt, dass ich die Arbeit mit Versuchstieren interessant finde. Doch gleichzeitig habe ich gesehen, dass ich noch viel lernen muss, bis ich in diesem Bereich tätig sein kann bzw. will. Denn man steht doch immer zwischen zwei Fronten und trägt zudem als Versuchstierarzt durch den großen Verantwortungsbereich eine ziemliche Last auf den Schultern.
Beitrag von Katharina Heilen, bvvd e.V. Vielen Dank!
Wer mehr über das EVERY-Stipendium erfahren möchte bzw. die entsprechenden Kontaktdaten, darf sich gerne persönlich bei Frau Heilen melden unter KHeilen@bvvd.de
Zudem: http://www.fve.org/about_fve/sections/EVERI.php
Bildnachweis: Foto von Rolf-van-Melis / www.pixelio.de