Emotionale Intelligenz als wichtiges Kriterium für beruflichen Erfolg
Bis in die 90er Jahre hinein galt ein möglichst hoher IQ als Erfolgskriterium Nummer Eins im Beruf. Wer nur durchschnittlich war oder sogar darunter, aus dem konnte ja quasi nichts Anständiges werden… Dann aber begann man langsam und intensiver über ein besonderes Phänomen nachzudenken: warum gab es Menschen mit einem durchschnittlichen IQ, die teilweise sehr viel erfolgreicher waren als Menschen mit einem IQ von über 70%!? Wie konnte das sein? Ein neuer Begriff (und neue Forschungszweige) wurde(n) geboren:
Die Emotionale Intelligenz.
Diese beschrieb man recht bald als „missing link“ bei beruflich sehr erfolgreichen Menschen mit einem durchschnittlichen IQ. Interessanterweise hatte Edward Lee Thorndike diese emotionale Intelligenz bereits 1920 als „soziale Intelligenz“ beschrieben… – Was aber ist diese Emotionale Intelligenz nun genau und was ist daran so besonders?
Eine hohe Emotionale Intelligenz ermöglicht den korrekten Umgang mit den eigenen Emotionen und denen anderer. Dies spiegelt sich wider im Umgang mit Mitarbeitern, Kollegen oder vor allem im Tierarzt-Patientenbesitzer-Kontakt. Menschen mit Emotionaler Intelligenz haben eine positive Ausstrahlung, welche sie im Beruf erfolgreich und glücklich macht.
Dabei ist die Emotionale Intelligenz das „Etwas“, das in jedem von uns besteht und nicht wirklich greifbar ist. Es beeinflusst wie wir uns verhalten, wie wir uns in sozialen Gefügen bewegen oder personelle Entscheidungen treffen. Eine wissenschaftliche Definition gibt es hierbei (noch) nicht, jedoch diverse Konzepte, wie das nach Goleman et al.: Er unterscheidet vier Kerneigenschaften der Emotionalen Intelligenz, welche auf zwei Säulen ruhen:
- Der persönlichen Kompetenz
und - Der sozialen Kompetenz
Die persönliche Kompetenz enthält hierbei die Fähigkeiten Selbst-Bewusstsein und Selbst-Management, die soziale Kompetenz enthält die Fähigkeiten Sozial-Bewusstsein und Beziehungsmanagement.
??? Viele Fragezeichen???
Nun, dann nochmals etwas näher beschrieben:
Es gibt Situationen, in denen Sie plötzlich ausflippen? Oder Situationen, die Sie frustrieren? Wissen Sie warum? Sicherlich, Gründe findet man viele, aber wenn man objektiv darüber nachdenkt, dann regen Sie sich vielleicht über „Peanuts“ auf. Warum also? Welche Emotionen stecken hier tatsächlich verborgen?… – Wer sich selbst bewusst ist, also Zugang zu den eigenen Gefühlen hat bzw. eigene Fähigkeiten, Schwächen, Stärken oder Denkmuster erkennt, der findet viel schneller die Gründe für solch eine Situation und Reaktion. Man weiß, was mit sich selbst los ist.
Selbst-Management folgt dem Selbst-Bewusstsein. Denn wer seine Emotionen sortieren und bewerten kann, kann eine positive Konsequenz daraus ziehen und womöglich die eigene „Richtung“ ändern.
Ähnlich funktioniert die soziale Kompetenz. Wenn ich Emotionen und Verhalten anderer Menschen verstehen und bewerten kann, kann ich nicht nur Beziehungen positiv beeinflussen, sondern Interaktionen auch erfolgreich steuern. Dies spiegelt sich z.B. wider in Verhandlungsgeschick und Vermittlungskompetenz.
Es gilt also nun, seinen IQ mit der Emotionalen Intelligenz (EQ) zu kombinieren.
Das Schöne daran:
Die Emotionale Intelligenz ist ein fundamentales Element des menschlichen Verhaltens, es ist ein flexibles Set an Eigenschaften, welches durch Übung erworben und verbessert werden kann. Auch wenn manche Menschen von Natur aus über eine höhere Emotionale Intelligenz verfügen, kann jeder eine entwickeln.
Warum sollten Tierärzte so etwas wissen?
Es liegt vermutlich auf der Hand, dass Tierärzte als Dienstleister kommunizieren und verhandeln, sowie Empathie zeigen müssen. Darüber hinaus sollten Tierärzte jedoch auch vor allem in anstrengenden und zeitlich intensiven Berufssparten eigene Grenzen kennen und akzeptieren, um langfristig den Spaß am Beruf beizubehalten.
Ein hoher IQ hilft sicherlich gut durch das Studium, aber die EQ sollte diejenige sein, die einen Tierarzt im täglichen Geschäft begleitet.