skip to Main Content
Bald Auch In Ihrer Praxis? – Familienbewusste Unternehmenskultur

Bald auch in Ihrer Praxis? – Familienbewusste Unternehmenskultur

Der Fisch stinkt vom Kopf. Die vermeintliche Binse bestätigt sich, wenn es um Vereinbarkeit von Praxisalltag und Privatleben geht. Ob familienbewusste Maßnahmen klappen, hängt an Chefs und Führungskräften. Gefragt sind ideenreiche Arbeitgeber, die Interesse an Familie vorleben und überzeugend für familienfreundliche Atmosphäre sorgen. In unserer kleinteiligen Branche mit wenig professioneller Personalarbeit können sie heute noch Vorreiter sein.

 

Es lohnt sich

Die Tierarztwelt wandelt sich. Für „neue Tierärzte“ ist längst das entscheidende Kriterium bei der Arbeitgeberwahl, wie es gelingt, Privatleben und Beruf in Einklang zu bringen. Mitarbeiterführung wird so zwar komplexer, doch die Einarbeitung stets neuen Personals ist auch teuer.

 

Der Druck steigt: Arbeitnehmer können oft aussuchen, wo sie anfangen und sind schneller in der Lage und bereit, bei Unzufriedenheit zu wechseln. Das betrifft nicht nur Frauen. Statt ihr Leben um den Beruf herum zu bauen, rücken auch junge Männer ihr Privatleben ins Zentrum der Lebensplanung. 51 Prozent der Väter wünschen sich mehr Zeit für die Familie. Betroffen ist ebenfalls, wer Angehörige pflegt. Und auch Singles schätzen ihr Privatleben, etwa um sich ehrenamtlich zu engagieren. Steigende Pendlerzahlen und lange Arbeitswege sind zusätzliche Zeitfresser.

Dabei halten wertgeschätzte Mitarbeiter „ihrer“ Praxis länger die Treue und sind den Kunden neben dem Inhaber verlässliche Partner. Und mit Blick auf geringeren Krankenstand, höhere Motivation und schnellere Wiedereinstiege sparen familienfreundliche Praxen nachweislich Kosten.

 

Tipps für bpt-Mitglieder

Während das Bundesfamilienministerium in einem Memorandum bereits die „NEUE Vereinbarkeit“ ausruft, würden viele Tierärzte schon aufatmen, wenn zumindest „alte“ Vereinbarkeit gelänge… bpt-Mitglieder finden freilich seit langem Unterstützung im Verband, wenn es um moderne Vereinbarkeitsinstrumente geht. Rechts- und Wirtschaftsberatung geben Anleitung rund um Arbeitsorganisation, Mitarbeiterführung und Mitarbeitermotivation. Die bpt Akademie GmbH bietet eine Fülle entsprechender Fortbildungen.

 

Gute Ideen gibt es nicht nur verbandsintern. Beistand bietet etwa das Netzwerkprogramm des Bundesfamilienministeriums „Erfolgsfaktor Familie“, das inzwischen seit zehn Jahren existiert. Der bpt ist langjähriges Mitglied. Bei einer Regionalveranstaltung am 30. März in Mainz hat das Netzwerk Bewährtes und Aktuelles präsentiert.

 

Handreichungen aus dem Netzwerk betreffen etwa die umfangreiche Sammlung guter Beispiele – neuerdings auch in einem Blog auf der Website des Netzwerks. Eine nützliche Rubrik heißt „Praxis für Ihre Branche“ mit ausführlichen Broschüren zum Download. Mangels eines Beitrags zum Tierarztberuf lohnt etwa der Blick ins Handwerk, wo es ähnliche Strukturen gibt: wenig Schreibtischarbeit, kleine Betriebsgrößen… Hinzuweisen ist außerdem auf den neuen „Kulturcheck“, mittels eines anonymen Fragebogens mit sofortiger kurzer Auswertung anzeigt, wo der eigene Betrieb in Sachen familienfreundlicher Unternehmenskultur steht. Eine gut investierte Viertelstunde. Auch die Kontaktbörse „Mitgliedersuche“ hilft beim Vernetzen. Hier finden Sie mühelos Unternehmenspartner aus Ihrer Branche oder Region.

 

Wie geht „Unternehmenskultur“?

„Unternehmenskultur“ ist das aktuelle Jahresthema des Netzwerks. Die gelungene Etablierung einer familienfreundlichen Unternehmenskultur, die kein nebulöses Schlagwort bleibt, sondern im Arbeitsalltag wirkt, ist ein wirksames Führungsinstrument. Dabei hilft, wenn der Chef von sich aus aufgeschlossen ist. Schon mit wenig Aufwand sind Erleichterungen für Beschäftigte möglich. Denken Sie praktisch: Was braucht man als erstes im Betreuungs- oder Pflegenotfall? Halten Sie aktuelle Informationen vor: lokale Notfall- und Ferienbetreuungen, (mobile) Pflegedienste usw. Wer sich darum im Ernstfall nicht erst umständlich kümmern muss, ist schneller wieder am Arbeitsplatz. Vielleicht bieten Sie ein paar Tage zusätzlichen bezahlten Sonderurlaub für bestimmte Fälle. Allein ein solcher Passus im Arbeitsvertrag ist ein starkes Signal an das Praxisteam. Für manche Angebote kann man sich mit benachbarten Kleinbetrieben zusammentun: Bring- und Abholservice, (Notfall-)Betreuungsplätze und anderes. Verändern Sie Arbeitsabläufe, wann immer es geht. Dokumentationsaufgaben und andere Schreibtischarbeit müssen nicht in der Praxis erledigt werden. Ziehen Sie Springerlösungen in Erwägung, eventuell unter Einbeziehung von Mitarbeitern in Auszeit, die womöglich dankbar sind, auf diese Art den Kontakt zum Berufsleben zu halten. Wenn Sie selbst Eltern sind: Fühlen Sie sich nicht nur als Betroffene, sehen Sie sich zugleich als gutes Vorbild für flexible Arbeitszeiten und Teilzeit. Treffen Sie mit Ihren Mitarbeitern klare Absprachen über Anwesenheit und Erreichbarkeit. Noch wichtiger: Halten Sie sich daran!

 

Autorin: Gabriele Moog
Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V.
Rechtsanwältin Prokuristin (bpt Akademie GmbH)
Referentin der Geschäftsführung
Leiterin Europareferat
Hahnstr. 70
60528 Frankfurt am Main
Tel.  (0 69) 66 98 18 – 0 Fax  (0 69) 66 98 18 – 64
mailto:bpt.moog@tieraerzteverband.de
http://www.tieraerzteverband.de
http://www.smile-tierliebe.de

 

Mitmachen im Netzwerk

Greifen Sie auf vorhandene Strukturen in Ihrer Region zurück, etwa die inzwischen zahlreich gewordenen lokalen Bündnisse für Familie (www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de). Auch das Netzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ ist ein guter Ansprechpartner. Auch einzelne Tierarztpraxen und -kliniken können es nutzen. Es wendet sich ausdrücklich an kleine und mittlere Unternehmen, um ihnen Lösungen und Ideen zur Familienfreundlichkeit anzubieten. Inzwischen machen fast sechseinhalbtausend Mitglieder davon Gebrauch. Ein Newsletter informiert regelmäßig über aktuelle Projekte, Studienergebnisse und Vorbilder für familienfreundliche Angebote.

Interessant zu wissen: Zeigen Sie, wenn Sie Mitglied im Netzwerk sind. Logonutzung ist ausdrücklich erwünscht und hilft beim Personalmarketing. Für Fortgeschrittene bietet sich die Auditierung als familienfreundliches Unternehmen an.

 

Die Mitgliedschaft ist kostenlos. Informationen gibt es beim bpt oder unter www.erfolgsfaktor-familie.de.

 

Gast

Hierbei handelt es sich um einen Gastartikel. Informationen über den jeweiligen Autor / die jeweilige Autorin entnehmen Sie bitte dem Text.

Back To Top