Nachlese vom Deutschen Tierärztetag in Dresden
Gastbeitrag, erschienen im bpt-„Mitteilungsblatt des ganzen Nordens“, Ausgabe 4/2018.
Alle drei Jahre ist es soweit. Die Tierärzteschaft macht sich auf und trifft sich an einem Ort in Deutschland, um dort gemeinsam über die anliegenden Themen der Tierärzte zu diskutieren. So nun auch dieses Jahr Mitte September im schönen Dresden. Beschäftigen sollte die Anwesenden das Thema „In welche Richtung wird sich unser Berufsstand im Jahr 2030 entwickelt haben“. Um möglichst effektive Arbeitsergebnisse zu erreichen, die dann nach Abschluss des Tierärztetages auch medienwirksam der Presse mitgeteilt werden konnten, war die Tierärzteschaft unterteilt in die drei Unterarbeitsgruppen:
- Kleintierpraxis 2030
- Nutztierpraxis 2030
- Amtstierarzt 2030
Im Vorfeld musste man sich für eine der drei Gruppen entscheiden und so ging es nach kurzer Begrüßung in die drei Arbeitsgruppen. Nachfolgend hier ein Eindruck aus der Arbeitsguppe Kleintierpraxis 2030:
Moderiert wurde die Arbeitsgruppe von Susanne Elsner (Hamburg) und Stephan Neumann (Göttingen). Um den Einstieg in die Diskussion zu erleichtern, waren zwei Kurzreferate geplant. Die beiden Referate wurden von Carolin Deiner (Betriebswirtschaftliche Beratung und Coaching für Tierärzte) und Marco Brandt (Haustierversicherung Agila) gehalten.
Aufbereitet hatte Carolin Deiner, die mit ihrem Impulsreferat den Arbeitskreis eröffnete, ihre Präsentation mit fiktiven Pressemeldungen aus dem Jahr 2030 zu den unterschiedlichsten Themen im Bereich Veterinärmedizin. Auch das nachfolgende Impulsreferat von Herrn Brandt zeigte u.a. mit Hilfe einiger Befragungen von Tierärzten, wie die Tierärzteschaft selber ihre Zukunft einschätzt. So entwickelten sich anhand der Annahmen diverse zum Teil auch kontrovers diskutierte Thesen die Zukunft der Tiermedizin hier insbesondere die Kleintiermedizin betreffend.
Besonders die tierärztliche Ausbildung sowie die strukturelle Situation in der Kleintiermedizin waren die vorrangig diskutierten Themen. Grundsätzlich sahen die Teilnehmer des Arbeitskreises die Problematik, dass viele der Veterinärstudenten ohne eine wirkliche Vorstellung über die Realität des Berufes „Tierarzt“ das Studium beginnen und dann von einer völlig anderen Realität nach dem Studium eingeholt werden. Daher forderte der Arbeitskreis, dass ein verpflichtendes berufsvorbereitendes Praktikum vor dem Studium eingeführt werden sollte. Weiterhin sollten Kenntnisse der Betriebswirtschaft, die strukturelles unternehmerisches Denken und Wirtschaftskompetenz fördern, bereits während des Studiums vermittelt werden, wie dies bereits in Zusammenarbeit mit dem bpt in Hannover und demnächst auch in Leipzig erprobt wird.
Um die inzwischen sehr hohen Anforderungen an die praktisch tätigen Tierärzte in Bezug auf die Praxisstruktur und die Praxisausstattung (auch um die tierschutzgerechte Versorgung außerhalb der Sprechstunde gewährleisten zu können, Stichwort „Notdienst“) sah der Arbeitskreis die Notwendigkeit, die Gebührenordnung unverzüglich zu evaluieren (wie dies auch in der Gesetzesvorlage festgelegt ist :-)) und anzupassen, sowie eine neue Gebührenposition „Notdienstgebühr“ einzuführen. Den Abschluß einer Tierkrankenversicherung sah der Arbeitskreis als mögliche Entlastung bei steigenden GOT-Kosten für die Tierhalter.
Da sowohl die Teilnehmer des Arbeitskreises als auch die von Herrn Brandt vorgestellten Umfrageergebnisse ergaben, dass in Zukunft größere Praxiseinheiten zu erwarten sind, die zum einen zu einer größeren Spezialisierung der Mitarbeiter führen und andererseits auch in der Regel eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen, waren sich die Teilnehmer einig, dass eine Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes, mögliche Ideen zur Ausgestaltung des neuen Mutterschutzgesetzes sowie auch eine an flexible Arbeitszeiten angepasste Kinderbetreuung zu besseren Bedingungen in der Tiermedizin führen.
Grundsätzlich war die Atmosphäre und die laufenden Diskussionen im Arbeitskreis sehr konstruktiv und konsensfähig, so dass am Ende des Tages von den beiden Moderatoren der Gruppe ein strukturiertes, aussagefähiges Dokument der Presse vorgestellt werden konnte. Es bleibt zu hoffen, dass diese erarbeiteten Ideen des Arbeitskreises nicht ungehört in der Politik und der Öffentlichkeit verhallen.
Autorin: Dr. Christina Bertram (Foto privat)