Veti-Studenten im Ausland: Praktikum in der tierärztlichen Ordination des Tiergarten Schönbrunns in Wien.
Eva hat an der TiHo studiert und absolvierte ihr 2-monatiges Wahlpraktikum im 10. Semester in der Tierärztlichen Ordination des Tiergarten Schönbrunns Wien, Österreich.
Interviewer: Eva, wie bist Du an Dein Praktikum in Wien gekommen bzw. wie bist Du darauf aufmerksam geworden?
Eva: Zoopraktika im tierärztlichen Bereich sind schwer zu bekommen. Auf den Internetseiten der Zoos findet man oft nur Infos zum Zoo und den Tieren selbst, aber nicht zur tierärztlichen Arbeit oder der entsprechenden Anlaufstelle. Emails an die Zoodirektion sind bei mir oft ins Leere gelaufen, obwohl ich nahezu fast alle Zoos auf der Welt angeschrieben habe, die eine Kontaktadresse hatten (http://www.zoos-worldwide.de). Da die Tierärztliche Ordination (Praxis) Schönbrunn auch „normale“ Haustiere behandelt, haben sie eine eigene Homepage und es war eine formlose Praktikumsanfrage möglich.
Der Bewerbungsprozess
Interviewer: Wie lief die Bewerbung für die Praktikumsstelle ab?
Eva: Zuerst hatte ich Bewerbungsunterlagen per Post zugesendet. Darauf kam erstmal keine Antwort, so dass ich ein paar Wochen später angerufen und nachgefragt habe. Man sagte mir dann, dass ich alle Unterlagen inklusive gewünschtem Zeitraum für das Praktikum nochmals per Mail schicken sollte und daraufhin kam prompt eine Zusage.
Interviewer: Warst Du während Deines Praktikums auf eine Unterkunft angewiesen und wie hast Du bzw. wie wurde diese organisiert?
Eva: Ja, hier gab es auch keine Hilfe von der Ordination. Durch die gleiche Sprache und die Nähe zu Deutschland war die Zimmersuche aber kein Problem und ich habe über eine WG- Seite im Internet ein Zimmer zur Zwischenmiete gefunden. Netter Nebeneffekt: So hatte ich direkt Anschluss in Wien und jemandem, der mir die Wege erklärt hat.
Der Ablauf des Praktikums
Interviewer: Wie lief das Praktikum im Groben ab?
Eva: In der Ordination haben damals drei Tierärzte und ein TFA gearbeitet. In der Regel fahren alle drei Tierärzte zusammen die „Morgenrunde“ durch den Zoo und klappern alle Gehege ab. Meist wissen sie schon vorher, was dort zu tun ist und nehmen die entsprechende Ausstattung (z.B. mobiles Ultraschall, Blasrohr etc.) mit bzw. erhalten vor Ort Infos von den Tierpflegern. Den restlichen Vormittag war dann „normale“ Sprechstunde, über Mittag wurde operiert oder man hatte eine angenehm lange Pause. Nachmittags ist nochmal ein Tierarzt durch den Zoo gefahren und hat Impfungen oder andere kleinere Behandlungen gemacht, nebenbei lief in der Ordination wieder die normale Sprechstunde. Ich konnte mir jeweils aussuchen wo ich mitmache. Außerdem gab es Sondertermine, z.B. Außeneinsätze (ein entlaufenes Reh im Fußballstadion, das wir mit dem Gewehr betäuben mussten), ein vom Fernsehen begleiteter Komplettcheck aller Löwen in Narkose, oder ein neugeborenes Erdmännchen, das in einen Gulli gefallen war und dass wir nachts mit der Fasszange des Endoskops herausgezogen haben.
Interviewer: Hat das Praktikum Deine Erwartungen erfüllt?
Eva: Auf jeden Fall. Auch wenn ich aus Sicherheitsgründen gerade bei den Behandlungen der Zootiere selten „mit anpacken“, sondern mehr anreichen oder überwachen durfte, habe ich unglaublich viel in dieser kurzen Zeit gesehen und dadurch erstaunlich viel gelernt. Besonders gefallen hat mir, dass in der Sprechstunde in der Ordination durch den Ruf der Tierärzte als Wildtierspezialisten viele Exoten (Reptilien, Kleinnager, Vögel) vorgestellt wurden, was man in einer herkömmlichen Kleintierpraxis selten sieht. Das hat letztendlich auch den Grundstein für meine Spezialisierung nach dem Studium gelegt.
Interviewer: Würdest Du das Praktikum weiter empfehlen?
Eva: Uneingeschränkt ja!
Interviewer: Gab es auch Schwierigkeiten, Probleme oder besondere Dinge, die beachtet werden mussten?
Eva: Man sollte sich klar darüber sein, dass die Arbeit mit Wildtieren auch nach gründlicher mündlicher Einweisung immer sehr viel risikoreicher ist als mit domestizierten Tieren. Auch sind viele Zootiere jahrelang darauf trainiert worden, mit einem bestimmten Pfleger/ Tierarzt zu kommunizieren, so dass es wirklich Sinn macht sich oft im Hintergrund zu halten. Man sollte also nicht enttäuscht sein, wenn man seltener „ans Tier ran“ darf als in anderen Praktika. Außerdem war es sehr hilfreich, die Lizenz zur Teleimmobilisation bereits zu haben (wird z.B. an der TiHo angeboten), da man dann auch mal selber schießen darf.
Interviewer: Gab es eine Abschlussevaluierung des Praktikums und wie sah diese aus?
Eva: Mit einem Tierarzt hatte ich ein sehr freundschaftliches und gutes Verhältnis, so dass ich ihm laufend Feedback geben konnte und umgekehrt. Das war sehr angenehm. Ansonsten gab es vom Ordinationsleiter am Ende ein Arbeitszeugnis, das sehr positiv und wohlwollend ausfiel.
Interviewer: Konntest Du das Praktikum für Dein Veterinärmedizinstudium anrechnen lassen?
Eva: Ja, es wurde als Wahlpraktikum anerkannt. Ich hatte mich im Voraus beim Dezernat für studentische und akademische Angelegenheiten (speziell ausländische Praktika) abgesichert.
Interviewer: Gab es eine Vergütung oder eine Aufwandsentschädigung?
Eva: Nein, aber jeden Tag gab es Frühstück in der Ordination und oft auch ein Mittagessen- und immer freien Eintritt in den Zoo, auch für meine Besucher.
Fazit
Interviewer: Was hast Du insgesamt aus dem Praktikum mitgenommen?
Eva: Viele unvergessliche Momente, die Faszination für die Eigenheiten von Wildtieren, Erkenntnisse über den Arbeitsalltag eines Zootierarztes, erste Eindrücke zum Verhaltensraining, neue Freunde.
Vielen Dank fürs Interview!
Link: http://www.zoodoc.at/