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Tiermedizin weltweit- zu Gast im bunten Nepal
Nepal ist ein Binnenstaat in Südasien und bekannt für das beeindruckende Himalaya- Gebirge, besonders für den weltberühmten Mount Everest. Die zwei größten Religionen sind der Hinduismus und der Buddhismus. Die Religion nimmt einen großen Stellenwert ein und regelt fast alle Bereiche des täglichen Lebens. Das soziale System ist durch Kasten strikt geordnet. Eine Heirat willkürlich innerhalb verschiedener Kasten wird ungern gesehen. Auch bei der Ernährung und Tierhaltung spielt die Religion eine große Rolle. Büffel darf man schlachten und essen, heilige Kühe nicht. Schweine sind auch nach den jeweiligen Kastenregelungen entweder zum Verzehr geeignet oder nicht.
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© Daniela Diepold
Tierhaltung in Nepal
Die Haltung der Nutztiere in Nepal unterscheidet sich deutlich zu der in unseren Breitengraden. Es gibt nur wenig große, kommerziell betriebene Mastanlagen. Man kann sich die Tierhaltung eher so vorstellen, wie es damals bei Oma und Opa auf dem Land üblich war. Jede Familie hält sich paar Tiere zur eigenen Versorgung. Die Familien besitzen meistens eine Kuh oder einen Büffel, vier bis fünf Ziegen, acht bis zehn Hühner und zwei bis drei Schweine.
Schweine werden nur gehalten, wenn es die religiöse Kaste erlaubt. Vor allem für Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, ist Tierhaltung oft die einzige Einkommensquelle. Nichtsdestotrotz haben sich in städtischen Gegenden einige größere, professionell betriebene Tierhaltungsbetriebe etabliert. Es ist festzustellen, dass in den Städten die Haltung von Haustieren, insbesondere von Vögeln rapide angestiegen ist innerhalb der letzten Jahre.
Tierärzte werden vielerorts gebraucht. Sei es in den ländlichen Regionen, den größeren Tierhaltungsbetrieben, im Tierfutter- und Pharmaziebereich oder als Kleintierärzte. In der Lebensmittelhygiene gibt es neue Arbeitsplätze, aufgrund der politischen Entscheidung Nepals unabhängig zu werden in der Milch- und Ziegenfleischproduktion. Was die Produktion von Eiern und Geflügel betrifft, hat Nepal dieses Ziel bereits erreicht.
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© Daniela Diepold
Tiermedizinische Ausbildung in Nepal
Der minimale Ausbildungsgrad, um in Nepal als Tiermediziner praktizieren zu dürfen erfordert einen erfolgreichen Bachelorabschluss im Fach Veterinärmedizin. Das gängige Studium in Nepal ist der Bachelor in Veterinärmedizin und Tierhaltung, also ein Doppelstudiengang.
Die Aufnahme ist vom Schulabschluss und vom Aufnahmetest abhängig, der von einigen Unis durchgeführt wird. Durch gute Noten qualifizieren sich jedes Jahr ca. 4000- 4500 Schüler für die Teilnahme am Aufnahmetest. Tatsächlich genommen werden jährlich 188 Studenten, die an den Unis in Nepal Tiermedizin studieren dürfen. Das Studium dauert fünf Jahre und beinhaltet am Ende ein halbjähriges Praktikum.
Die theoretischen Inhalten umfassen u.a. Fächer wie Anatomie, Physiologie, Biochemie, Pathologie und Mikrobiologie. Während des halbjährigen Praktikums arbeiten die Studenten unter der Aufsicht erfahrener Tierärzte an verschiedenen privaten und staatlichen Kliniken, Zoos, größeren Mastbetrieben und an Forschungsprojekten mit. Die Studenten müssen eine Abschlussarbeit schreiben und diese am Ende präsentieren und verteidigen. Nach dem Abschluss des Bachelorstudiums werden die frisch gebackenen Absolventen von einer Prüfungskommission auf ihre Qualifikation getestet. Sollten sie diese letzte Hürde erfolgreich hinter sich bringen, werden sie als Tierärzte registriert und können endlich anfangen zu arbeiten.
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© Daniela Diepold
Wer hochmotiviert ist, kann an den Bachelor noch einen Masterabschluss hängen. Dieses Studium verlangt eine Spezialisierung auf beispielsweise Physiologie, Genetik und Zucht, Chirurgie oder Pathologie. Die Aufnahme läuft ähnlich wie im Bachelorstudium ab, und auch hier ist die Konkurrenz groß. Wer danach immer noch nicht genug hat, dem steht die Möglichkeit eines Ph.D.- Studiums offen. Die meisten Nepalesen träumen davon nach dem Bachelor einen Masterstudienplatz im Ausland zu ergattern. In Nepals Städten sind zahlreiche, große Werbeplakate zu sehen, die ein besseres Leben und Studieren in westlichen Ländern, wie Australien oder den USA versprechen.
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Unis in Nepal
In Nepal kann man an vier Fakultäten, die zu drei verschiedenen Unis gehören Tiermedizin studieren:
- Institute of Agriculture and Animal Science (IAAS), Pakhlihawa campus, Pakhlihawa, Rupandehi: Die Aufnahmekapazität liegt bei jährlich 50 Studenten und gehört zur Tribhuvan Universität (TU).
- Himalayan College of Agricultural Science and Technology (HICAST), Kathmandu: Die Aufnahmekapazität liegt bei jährlich 40 Studenten und gehört zur Purwanchal Universität (PU).
- Nepal Polytechnic Institute, Bharatpur, Chitwan: Hier liegt die Aufnahmezahl bei 48 Studenten und das Institut gehört zur Purwanchal Universität (PU).
- Faculty of Animal Science, Veterinary Science and Fisheries (FAVF), Agriculture and Forestry University (AFU):
Die Fakultät liegt in Rampur, Chitwan and nimmt jährlich 50 Tiermedizinstudenten auf. Hier wird exklusiv ein Bachelorstudium in Fischereiwirtschaft angeboten, das jährlich 18 Studenten beginnen dürfen.
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© Daniela Diepold
Jobs für Veterinärmediziner in Nepal
Tierärzte können in staatlichen Einrichtungen, Kliniken oder landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten.
Es gibt auch Jobchancen an Flughäfen zur Kontrolle von Export- oder Importtieren, sowie von tierischen Produkten. Tierärzte in Nepal können natürlich auch eine eigene Praxis eröffnen oder sich anstellen lassen. Gut bezahlte Stellen finden sich in großen Geflügelmastbetrieben. Dortige Aufgaben sind effektives Produktionsmanagement und Medikamentengabe. Tierärzte finden ebenso Jobs im Bereich der Lebensmittelkontrolle. Sie untersuchen Milch, Fleisch und Käse auf Keime oder sonstige gesundheitsgefährdende Verunreinigungen.
Gefragt sind Veterinärmediziner auch in der Futtermittelbranche zur Entwicklung von Mastfutter. Gute Jobs gibt es in der Industrie, wie z.B. der Pharmabranche. Eine abwechslungsreiche Beschäftigung lässt sich auch in Zoos finden für alle, die gerne mit Wildtieren arbeiten. Auch in freier Wildbahn werden Tierärzte gebraucht. Nepal verfügt über sechs Naturschutzgebiete, zehn Nationalparks und drei Wildtierreservate.
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© Daniela Diepold
Fragt man die dortigen Tiermedizinstudenten, was sie später machen wollen, ist die häufigste Antwort: Geflügel. In der Geflügelindustrie lässt sich das meiste Geld verdienen und die Jobs sind dementsprechend begehrt. Die Nepalesen halten sich kaum Katzen, wenn sie überhaupt ein Haustier haben, sind es Hunde. Die Arbeitsstellen in der Kleintiermedizin sind eher rar und die Nachfrage gering. Es ist nicht so, dass sich die Studenten eine Tierart aussuchen, die ihnen liegt so wie es im Westen der Fall ist.
Es steht im Vordergrund Geld zu verdienen, die Familie zu ernähren und ein gutes Leben führen zu können.
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© Daniela Diepold
Die Nepalesen sind trotz ihrer Armut sehr gastfreundliche und herzliche Menschen. Sie sorgen so weit es in ihren Möglichkeiten steht gut für ihre Tiere. Mit westlichem Auge betrachtet gibt es natürlich viele Verbesserungsmöglichkeiten und Kritikpunkte anzumerken, aber vielleicht sollte man diese wertende Brille manchmal ablegen und stattdessen versuchen den großen Kontext des Landes zu verstehen.
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Autorin: Daniela Diepold