Pflichtpraktikum im Tiermedizinstudium:
Alles was du für dein Praktikum wissen musst
Endlich ist es soweit - im zweiten Abschnitt deines Tiermedizinstudiums werden die Praktika in diversen Fachbereichen ein integraler Bestandteil deiner Ausbildung. Statt nur in Lehrbüchern zu lesen, wirst du nun direkt im echten Alltag gefordert und kannst das gelernte Wissen fortlaufend anwenden.
Praktika sind ein wichtiger und fester Bestandteil des Veterinärmedizinstudiums und ein entscheidender Schritt für angehende Tierärztinnen und Tierärzte, um praktische Erfahrung zu sammeln und die Vorgaben der Tierärztlichen Prüfungs- und Approbationsordnung (TAppV) zu erfüllen. Außerdem sind gewisse Pflichtpraktika eine Voraussetzung zur Prüfungszulassung. Welche spannenden Praktika während deines Studiums auf dich warten und wo du tolle Praktikumsplätze findest, erfährst du auf dieser Seite.
Nach den Vorgaben der Verordnung zur Approbation von Tierärztinnen und Tierärzten (TAppV) müssen Veterinärmedizin Student:innen 6 Pflichtpraktika absolvieren.
Zu den sechs Pflichtpraktika gehören das zweiwöchige Landwirtschaftliche Praktikum (70h, vier Wochen, falls außerhalb der Universität absolviert), das 4-wöchige kleine kurative Praktikum (150h), das 2-wöchige Praktikum im öffentlichen Veterinärwesen (75h), das 2-wöchige Praktikum in der Hygienekontrolle / Lebensmittelüberwachung (75h), das 3-wöchige Schlachthofpraktikum (75h) und das 16-wöchige große kurative Praktikum (700h).
Praktika im öffentlichen Veterinärwesen, der Hygienekontrolle / Lebensmittelüberwachung und das Schlachthofpraktikum können mitunter örtlich u./o. zeitlich kombiniert werden, wenn die Institutionen und Kapazitäten es zulassen.
Bei den kurativen Praktika müssen mindestens 4 Wochen an jedem Standort bzw. einer Tierarztpraxis / -klinik absolviert werden. Auch ein 16-wöchiges Praktikum an einem Standort ist möglich!
Bereits vor dem Physikum erwartet dich als angehende Tierärztin / angehender Tierarzt das zweiwöchige landwirtschaftliche Praktikum. Das Praktikum soll dir erste praktische Erfahrungen mit landwirtschaftlichen Nutztieren näher bringen und beinhaltet Übungen zur Landwirtschaft, Tierzucht und Tierhaltung. Meist absolvieren Student:innen dieses Praktikum an angegliederten landwirtschaftlichen Stätten der Universität bereits im 1. bis 4. Semester.
Du kannst dein Praktikum auch außerhalb der Universität an anderen landwirtschaftlichen Lehrbetrieben mit Berechtigung zur Ausbildung von Lehrlingen absolvieren. In diesem Fall beträgt die erforderliche Dauer des Praktikums 4 Wochen, welche du auch auf zwei Betriebe (2 x 2 Wochen) aufteilen kannst.
Eine Anerkennung eines landwirtschaftlichen Praktikums vor deinem Tiermedizinstudium ist nicht möglich. Die Anerkennung einer abgeschlossene landwirtschaftliche Ausbildung dahingehend wird anerkannt.
Das vierwöchige kleine kurative Praktikum (150 h) gehört zu den zwei Pflichtpraktika im Tiermedizinstudium, die in einer tierärztlichen Praxis oder Tierklinik mit tierärztlicher Leitung absolviert werden müssen.
Studentinnen und Studenten sollen hier in alle Tätigkeitsbereiche einer Tierärztin / eines Tierarztes Einblick erhalten und erste Erfahrungen sammeln. Im Gegensatz zum großen kurativen Praktikum musst du dieses bereits vor deinem Praktischen Jahr (PJ) machen und so in deinen Semesterferien praktische Erfahrung sammeln.
Als Tiermedizinstudent:in kannst du das 2-wöchige Praktikum (75 h) im Bereich des öffentlichen Veterinärwesens in verschiedenen Dienststellen absolvieren, darunter in Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsämtern, in Lebensmittelbehörden oder sogar im Bereich Veterinärwesen auf Länder- oder Bundesebene.
Das Praktikum soll dir Wissen im Bereich Verwaltungs- und Ordnungsrecht sowie Organisations- und Verwaltungskunde vermitteln. Außerdem soll es dir die allgemeinen Aufgaben der Veterinärverwaltung und die Arbeit einer Amtstierärztin / eines Amtstierarztes näher bringen. Je nach Behörde kann sich der Tätigkeitsschwerpunkt unterscheiden. Diese Schwerpunkte sind u.a. Lebensmittel, Tierschutz, Tierseuchenbekämpfung und Tierarzneimittelüberwachung.
Im zweiwöchigen Praktikum in der Hygienekontrolle und Lebensmittelüberwachung (75 h) lernst du als angehende Tierärztin / angehender Tierarzt mehr über die Kontrolltätigkeiten, -methoden und -techniken für den Lebensmittelbereich. Zu den zentralen Inhalten gehören hier die Qualitätssicherung, die Beurteilung des Hygienezustandes von Räumlichkeiten und Anlagen sowie die Methoden zur Kontrolle des Hygienestatus uvm. Das Praktikum kann sowohl an Universitäten, z.B. im Institut für Lebensmittelhygiene, als auch außerhalb, beispielsweise im Amt, absolviert werden.
Durch das Schlachthofpraktikum (75 h) soll Tiermedizinstudent:innen eine Grundlage vermittelt werden, um die Qualität von Fleischerzeugnissen zu beurteilen und somit einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Gesundheit zu leisten. Die praktische Ausbildung in der Schlachttier- und Fleischuntersuchung von Rind oder Schwein in einem Schlachthof der jeweils zuständigen Behörde dauert ca. drei Wochen (100 h). Je nachdem an wie vielen Tagen dein ausgewählter Schlachthof schlachtet, kann das Praktikum auch auf mehr Wochen gestreckt werden und beispielsweise mit anderen Praktika kombiniert werden. Solltest du die praktische Ausbildung in der Schlachttier- und Fleischuntersuchung von Geflügel in einer Schlachthof zuständigen Behörde machen wollen, kannst du dies nur für 30 Stunden anrechnen lassen und musst anschließend noch im Bereich Schlachttier- und Fleischuntersuchung von Rind oder Schwein die restlichen Stunden absolvieren. Du kannst die Dauer auf mehr als einen Betrieb aufteilen.
Es ist ratsam, sich bereits im Vorphysikum auf dieses Praktikum vorzubereiten und sich zu bewerben. Die Praktikumsplätze im Schlachthof sind stark begrenzt, und es stehen immer weniger Plätze zur Verfügung. Wenn du schon im 5. oder 6. Semester eine Zusage erhältst, bist du auf der sicheren Seite.
Das 16-wöchige große kurative Praktikum (700 h) bietet dir die Möglichkeit, mehrere Wochen in den klinischen tierärztlichen Arbeitsalltag einzutauchen, dein durch das Studium angelerntes Wissen anzuwenden, Neues aufzubauen und von erfahrenen Tierärztinnen und Tierärzten zu lernen.
Es ist deutlich länger als das kleine kurative Praktikum und daher für dein Praktisches Jahr (PJ) im 9. und 10. Semester vorgesehen. Nach den Vorgaben der Tierärztliche Prüfungs- und Approbationsordnung (TAppV) kann das Praktikum an bis zu vier verschiedenen Einrichtungen absolviert werden und beläuft sich auf insgesamt 16 Wochen.
Ab welchem Semester du dein jeweiliges Pflichtpraktikum absolvieren darfst, regeln die deutschen Universitäten unterschiedlich. Generell gilt, dass Praktika während der vorlesungsfreien Zeiten zu absolvieren sind, um den Studienverlauf nicht zu beeinträchtigen. Die Tabelle zeigt die Vorgaben der Ludwig-Maximilians-Universität München:
Bezeichnung | Zeitpunkt | Wochen | Stunden |
---|---|---|---|
Landwirtschaftliches Praktikum | ab 1. Fachsemester | 2 | 70 |
Kleines kuratives Praktikum | nach dem Physikum | 4 | 150 |
Öffentliches Veterinärwesen | ab dem 6. Fachsemester | 2 | 75 |
Hygienekontrolle, Lebensmittelüberwachung | nach dem 7. Fachsemester | 2 | 75 |
Schlachttier- und Fleischuntersuchung | nach dem 8. Fachsemester | 3 | 100 |
Großes kuratives Praktikum | ab 8. Fachsemester | 16 | 700 |
Das 9. und 10. Semester, auch praktisches Jahr (PJ) genannt, gelten im Studium der Veterinärmedizin als vorlesungsfrei. Dieser vorlesungsfreie Zeitraum bietet dir die Möglichkeit, einen Großteil der Praktika abzuleisten und Praxiserfahrung in verschiedenen tiermedizinischen Bereichen zu sammeln.
Die Prüfungs- und Studienordnung der Universitäten schreibt vor, dass jedes Praktikum in der Tiermedizin evaluiert werden muss und eine Bescheinigung eingereicht werden muss. Ausnahmen bilden hier Praktika, die du an einer universitären Einrichtung absolvierst (z.B. das Landwirtschaftliche Praktikum). Hier wird deine Teilnahme automatisch an das Prüfungsamt übermittelt. Der Evaluationsbogen sowie das Zertifikat müssen nach dem Praktikum beim zuständigen Prüfungsamt abgegeben werden. Nur so kann es anerkannt werden und der / die Studierende kann zu Prüfungen zugelassen werden. Die entsprechenden Bögen werden von deiner Universität bereitgestellt.
Auf VetStage findest du zahlreiche Unternehmen, die gerne Studentinnen und Studenten die Möglichkeit geben, ihre praktischen Erfahrungen bei ihnen zu sammeln. Du kannst dich jederzeit bei ihnen initiativ bewerben. Auf den entsprechenden Unternehmensseiten erfährst du mehr über die jeweiligen Tierkliniken und Tierarztpraxen und kannst über dein VetStage Profil auch einfach mal eine unverbindliche Nachricht an den oder die zuständige:n Ansprechpartner:in senden. Für die Kontaktaufnahme benötigst du einen Useraccount bei VetStage. Diesen kannst du kostenfrei anlegen oder dich in deinen bestehenden Account einloggen hast somit Zugriff auf die gesamte Plattform inklusive spannender Fortbildungen, Weiterbildungen und Jobs, die auch nach deinem Studium interessant für dich werden.
Die Einteilung für das landwirtschaftliche Praktikum an angegliederten landwirtschaftlichen Stätten der Uni erfolgt über die Universität selbst. Informiere dich hier rechtzeitig über die Fristen, sodass du die Anmeldung nicht verpasst. Für andere Praktika außerhalb der Universität musst du dich bewerben. Bewirb dich am besten bereits 1 Jahr im Voraus bei deinen entsprechenden Wunsch-Praktikumsstellen. So hast du genug Vorlaufzeit im Falle einer Absage, um einen alternativen Platz zu finden. Für das Schlachthofpraktikum solltest du bereits während des Vorphysikums anfangen, dich um einen Platz bewerben.
Allgemein gilt: Viele Betriebe haben klare Vorstellungen von Bewerbungsfristen, andere nehmen auch gerne kurzfristige Bewerbungen an. Einen Versuch ist es immer wert - also zögere nicht, dich jederzeit auch initiativ zu bewerben.
Der bpt hat einen Leitfaden für dein Vorgespräch vor deinem Praktikum mit deinem potentiellen Praktikumsplatz verfasst.
Das Vorgespräch vor einem Praktikum - Mögliche Fragen eines Studierenden an den Praktikumstierarzt
(Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde im Text die männliche Form gewählt, gleichwohl sind alle Geschlechter in gleicher Weise gemeint.)
Egal ob es sich um ein „kleines“, „großes“, ein anderweitiges freiwilliges Praktikum oder ein wöchentliches „Mitlaufen in einer Tierarztpraxis“ handelt, bereits im Vorgespräch zwischen Tierarzt und Studierendem sollten die folgenden Gesichtspunkte berücksichtigt werden.
Eigene Zielsetzung:Das Siegel "Tierärztliche Ausbildungspraxen" des bpt (Bundesverband Praktizierender Tierärzte) ist eine Auszeichnung, die Tierarztpraxen in Deutschland erhalten können, wenn sie bestimmte Qualitätsstandards erfüllen und sich aktiv an der Ausbildung von Tiermedizin Studenten beteiligen. Als Studentin und Student der Tiermedizin profitierst du von diesem Qualitätssiegel, denn es zeigt dir, dass die Klinik oder Praxis eine hochwertige Ausbildung bietet und du hier vielfältige praktische Erfahrungen sammeln kannst.
Eine Übersicht an Praxen mit dem Siegel findest du hier: https://www.vetstage.de/ausbildungspraxen-des-bpt